Ganz ohne Glaskugel

Handwerksunternehmer der Zukunft? Fängt der Jörg jetzt an in die Glaskugel zu schauen? Nein, das tut er natürlich nicht!
Ich möchte dir in diesem Artikel lediglich eine Art Zusammenfassung der Eindrücke und Erkenntnisse geben, die ich aus der Zusammenarbeit und den Gesprächen (z. B. in meinem Podcast) mit den unterschiedlichsten Handwerksunternehmern gewonnen habe. Diese Unternehmer unterscheiden sich in mehreren Punkten, doch es gibt verbindende Faktoren, die in die Zukunft weisen. Genau um diese Faktoren dreht sich dieser Artikel.
Insgesamt habe ich den Handwerksunternehmer der Zukunft in fünf Faktoren zusammengefasst. Sicher könnte diese Liste noch weiter gefasst werden, diese Faktoren sehe ich allerdings als die wichtigsten Säulen.
Los geht’s!

Zukunftsfaktor #1 – Inspiration

Der Handwerksunternehmer der Zukunft ist eine anziehende Persönlichkeit, die die Menschen versteht. Woher ich das weiß? In spätestens 10 – 15 Jahren wird niemand mehr Mitarbeiter für ein Handwerksunternehmen gewinnen können, der den Menschen nicht sagen kann, warum sie überhaupt für ihn/sie arbeiten sollen. Nur wer die Menschen für seine Sache inspirieren kann, wird in der Lage sein, gute Mitarbeiter und Talente anzuziehen. Das heißt, jedes Unternehmen sollte sich unbedingt Gedanken über seine wahre Identität machen. Warum gibt es das Unternehmen überhaupt? Welchen Unterschied macht es für die Menschen aus, dass es das Unternehmen gibt? Das sind nichts anderes als Glaubenssätze. Ein gemeinsamer “Glaube” verbindet die Menschen schon seit jeher. Das gilt nicht nur für den religiösen Glauben, sondern es gilt universell. Einem Handwerksunternehmen, das für nichts steht, werden die guten Argumente für Mitarbeiter und Talente am Arbeitsmarkt der Zukunft definitiv ausgehen. Im Grunde genommen, ist es heute schon beinahe so. Wer über dieses inspirierende “Warum” verfügt, muss es anschließend “nur” noch in die Welt hinaus bringen (siehe Faktor #3).
Links zu “Best-Practice-Beispielen” aus dem Handwerk:
Kumpel & Keule
Malerische Wohnideen

Zukunftsfaktor #2 – Strategie

In vielen Märkten ist heute bereits folgendes zu beobachten: Die Mitte stirbt! Vor einigen Jahren war es noch ausreichend einfach eine gute Leistung abzuliefern. Den Kunden zufriedenstellen und fertig. Das wird so bald nicht mehr funktionieren, weil sich die “Zwiebelform” des Marktes auflöst und sich zu einer Art “Sanduhr” wandelt (siehe Bild unten). Sich einfach in der Mitte (gelb) zu tummeln und zufriedenstellende Leistungen abzuliefern, wird immer enger und schwieriger. Es muss eine klare Markt- und Kundenstrategie geben, die zwei Hauptformen haben kann. Du bist in deinem Markt Kostenführer (rot), und überzeugst über den Preis oder du bist Innovations- und Serviceführer (grün) und überzeugst durch eine klare Expertenpositionierung. Dazwischen wird die Luft immer dünner und dünner. Die konkrete Frage für die Zukunft lautet: “Willst du hauptsächlich mit dem Preis überzeugen oder mit einem, in einen herausragenden Service integrierten, TOP-Produkt?” Zu dieser Frage braucht es eine klare Strategie.

Handwerksunternehmer der Zukunft

Marktentwicklung

Links zu “Best-Practice-Beispielen” aus dem Handwerk:
Cordes Holzbau
Edle Räume

Zukunftsfaktor #3 – Internet und Social Media

In diesem Bereich ist es fast schon “obszön”, vom Handwerksunternehmer der Zukunft zu sprechen. Eine strategische und emotionale Nutzung von Internet und Social Media zieht bereits heute eine Trennlinie zwischen die Handwerksunternehmen. Heutzutage ist es noch bedingt möglich ohne Internet und Social Media erfolgreich zu sein, doch genau wie die Mitte des Marktes geht diese Möglichkeit langsam aber sicher ein. Ich weiß nicht, wie Internet und Social Media in 10 – 15 Jahren aussehen werden, aber Eines ist sicher: Der erfolgreiche Handwerksunternehmer wird die sich ihm bietenden Tools einsetzen. Ohne wird es nicht mehr gehen. Du wirst keine Kunden und keine Mitarbeiter mehr anziehen ohne den Einsatz dieser Möglichkeiten. Hierbei geht es viel weniger um den Einsatz von Technik, als viel mehr um das Verbreiten von guten und emotionalen Geschichten (siehe Faktor #1). Emotionale Geschichten ziehen Menschen an. Das gilt für Kunden als auch für Mitarbeiter. Es ist egal wie hochtechnisiert die Zukunft auch immer sein wird, ein Grundpfeiler des unternehmerischen Denkens, ist und bleibt, das Verständnis für die Menschen. Noch nie haben sich kleinen und kleinsten Unternehmen so große und demokratische Möglichkeiten der Selbstvermarktung geboten wie heute durch Internet und Social Media. Wer jetzt nicht auf den Zug aufspringt wird große Schwierigkeiten haben, mit dem zukünftigen Tempo Schritt zu halten.
Links zu “Best-Practice-Beispielen” aus dem Handwerk:
Optikmeisterei
Malermeister Baumer
Maler Heyse

Zukunftsfaktor #4 – Offene und digitale Strukturen

Das Handwerksunternehmen in dem der Chef alles weiß, alles kann und auch alles selber macht, ist ein Auslaufmodell. Aufgrund der immer weiter steigenden Anforderungen an den Unternehmer wird das praktisch auch gar nicht mehr umzusetzen sein. Es braucht einen Steuermann, der Strukturen und Prozesse schafft, die es ermöglichen vernetzt miteinander zu arbeiten. Projekt-, Kunden- und Auftragsdetails auf dem Smartphone sind da nur der Anfang. Auch immer mehr Start-Ups beschäftigen sich mit dem Handwerk und seinen Anforderungen und bieten hier Lösungen an. Auch Lösungen die heute noch dem Kernaufgabenbereich  des Handwerksunternehmers zugeschrieben werden, wie z. B. die Kalkulation. In Zukunft zählt Transparenz und schneller Wissensaustausch auf allen Ebenen. Unternehmer, Mitarbeiter, Kunde und Lieferant wollen, und müssen, über Abläufe, Ergebnisse etc. informiert werden. Schnell informiert werden! Hierzu werden verstärkt Tools wie z. B. Video oder Chats zum Einsatz kommen. Hauptsache automatisch, zeitsparend, bequem und effizient. Auch das Thema Onlinevertriebskanäle wird mehr mit dem klassischen Handwerk verschmelzen, als es im Moment der Fall ist.
Links zu “Best-Practice-Beispielen” aus dem Handwerk:
myonso
stegimondo
Startup-Beispiel –> obob

Zukunftsfaktor #5 – Kooperation

“Den Rest macht der Maler!”, ist ein beliebter Spruch, den ich noch aus meiner Lehrzeit kenne. Übersetzt heißt das soviel wie “Der Rest geht uns nix an!” Im Handwerksunternehmen der Zukunft wird diese Einstellung ein absolutes “NO-GO” darstellen. Wir leben in einer Welt, in der wir praktisch alles haben. Was wir nicht, bzw. immer weniger haben, ist Zeit. Deswegen versuchen wir sie, wo wir nur können, zu schützen. Wir wollen uns nicht mehr die individuelle Lösung zusammensuchen, sondern wir möchten sie präsentiert bekommen. Inklusive der reibungslosen Abwicklung versteht sich. Kooperationen mit den unterschiedlichsten Anbietern, nicht nur aus dem handwerklichen Bereich, werden in Zukunft daher wohl eher die Regel als die Ausnahme im Handwerk darstellen. Nur wer über ein Netzwerk aus starken Kooperationspartnern verfügt, kann dem Kunden seine umfassenden Wünsche erfüllen.
Links zu “Best-Practice-Beispielen” aus dem Handwerk:
Raumfabrik
Brack Wintergärten

Der Handwerksunternehmer der Zukunft – Das Fazit

Die fünf Faktoren die ich in diesem Artikel beschrieben habe sind keinesfalls im Science-Fiction-Bereich anzusiedeln, sie sind bereits heute Realität und werden sich immer stärker ihren Weg bahnen. Es passiert nicht über Nacht, aber es passiert. Genau das macht es so gefährlich. Häufig denken wir, das hat noch Zeit, das betrifft mich nicht, und wähnen uns in trügerischer Sicherheit. Doch auch wenn wir es heute vielleicht in manchen Bereichen noch nicht direkt spüren, diese Veränderungen kommen – mit riesigen Schritten.
Bereite dich darauf vor und stelle schon heute die Weichen auf Zukunft. Gerne unterstütze ich dich dabei. In jedem Fall wünsche ich dir viel Erfolg!
Was ist aus deiner Sicht der entscheidende Faktor für den Handwerksunternehmer der Zukunft? Ich freue mich über deinen Kommentar zum Artikel…


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