Geld ist emotional
Hat Geld überhaupt einen Wert? Eigentlich nicht. Es hat nur einen Wert, weil wir
ihm einen Wert zumessen. Stell’ dir mal vor, jeder Autohändler würde ab morgen
seine Autos nur noch für lebende Hühner verkaufen. Ich weiß, das ist ein höchst
fiktives Beispiel. Aber gerade mit dieser scheinbaren Absurdität möchte ich dich
auf eine ganz wichtige Sache hinweisen: Geld hat im Grunde keinen Wert – nur
einen gefühlten. Genaus das macht es so schwierig. Denn Geld ist kein rationales,
sondern ein emotionales Thema. Wahrscheinlich das Emotionalste überhaupt.
Wenn wir über Geld sprechen, dann sprechen wir über Gefühle und nicht über
Rationalität.
In der Zwickmühle
Wie irrational wir uns tatsächlich verhalten, versuchen Verhaltensökonomen
mit Fragen wie diesen herauszufinden: “Würdest du lieber in einer Gemeinde
leben, in der du 100.000 Euro pro Jahr verdienst und die anderen 90.000
Euro – oder an einem Ort, wo du 130.000 Euro verdienst und deine Nachbarn
200.000 Euro?” Und was sagst du? Rational betrachtet, sind
30.000 Euro natürlich eine stolze Summe. Doch wieviel ist sie wert?
Genug, um der “arme Schlucker” im Viertel zu sein? Oder wiegt das Gefühl,
“der dickste Fisch im Teich” zu sein, 30.000 Euro weniger im Jahr auf?
Eine emotionale Zwickmühle. Wie viel Geld ist ein Gefühl wert?
Fragen wir die Mitarbeiter
Im Rahmen einer Studie haben wir 430 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
aus dem Handwerk eine ähnliche Frage gestellt. Exakt lautete sie:
“Würdest du für drei Euro mehr Stundenlohn in ein Unternehmen
mit extrem schlechten Ruf wechseln.”
Für 3,5% der Befragten ein klarer Fall – sie würden es tun. 28,4% sind
sich nicht sicher. Der Großteil der Teilnehmer (68,1%) lehnte, durch
die Antwort “Auf keinen Fall”, dankend ab.
(DIE STUDIE GIBT ES HIER ZUM KOSTENFREIEN DOWNLOAD)
Ein “guter Arbeitgeber” zu sein schützt dich demnach nicht vollständig
davor, dass deine Mitarbeiter von der Konkurrenz abgeworben werden,
aber dieses Gefühl ist definitiv etwas wert. Genug, dass die Meisten
bereit sind, einen realen Verlust in Kauf zu nehmen.
Geld als Lockmittel
Dennoch bleiben Geld und Zusatzleistungen ein gerne eingesetztes Lockmittel.
Und hey, ich habe überhaupt nichts gegen hohe Gehälter,
betriebseigene Fitnessstudios oder kostenfreie Kitaplätze.
Das ist alles wunderbar! Solange ein Unternehmen nicht versucht,
sich dadurch aus seiner Verantwortung heraus zu kaufen.
Der Verantwortung sinnstiftende und motivierende Arbeitsplätze zu schaffen.
Eine Atmosphäre zu schaffen, in der die Sätze “Cool, Wochenende” und
“Super, wieder Montag” mit ähnlicher Häufigkeit verwendet werden.
Es macht einen großen Unterschied, ob ich 3.000 Euro unter
guten oder schlechten Arbeitsbedingungen verdiene. Und ein
Fitnessstudio hat dann den größten Wert, wenn dort auch
wirklich Gemeinschaftserlebnisse entstehen.
Glück entsteht aus Erlebnissen
Ein gutes Image als Arbeitgeber befreit dich natürlich nicht davon,
im Rahmen deiner Möglichkeiten, gutes Geld an deine
Mitarbeiter zu zahlen – vielmehr gehört es zum Image dazu.
Doch Geld und Zusatzleistungen einfach mit dem Füllhorn
auszukippen ist auch nicht die beste Strategie. Ganz zu
schweigen davon, dass sich manche Arbeitgeber das schlicht
und ergreifend nicht leisten können.
Die beste Strategie ist aus meiner Sicht folgende:
Zahle die besten Gehälter die du kannst und biete deinen
Mitarbeitern was du kannst – im Rahmen deiner Möglichkeiten.
Dieses Paket gilt es anschließend emotional so hoch wie du
nur kannst “aufzuladen” – mit Erlebnissen. In der bereits erwähnten
Studie gaben 93,7 % der Befragen an, “Spaß und gute Kollegen”
seien ihr größter Motivationsfaktor.
Gefolgt von, “Das Gefühl, dass meine Arbeit wichtig ist”, auf Platz zwei.
Worüber sprechen wir hier? Erlebnisse!
Menschen arbeiten nicht nur für Geld
Halten wir fest: Geld ist ein wichtiges Thema wenn es um die Arbeit geht.
Aber nicht nur! Noch einmal die Studie: 13,6% sind der Meinung,
dass Geld das Einzige ist, was bei der Arbeit zählt. Der große Rest sieht
das anders. Vielleicht erlaubst du dir folgenden Perspektivwechsel:
Du bezahlst Menschen nicht, damit sie ihre Arbeit machen. Du bezahlst
sie, damit sie ihre Arbeit machen können.
Plötzlich steht die Arbeit in einem ganz anderen Licht da, oder?
Ein letzter Gedanke:
Selbstverständlich kannst du deine Anziehungskraft als Arbeitgeber
steigern, wenn du mit viel Geld lockst. Aber es gibt Dinge, die sind
unbezahlbar. Zum Beispiel, am Sonntag Abend “richtig Bock” auf
Montag zu haben! 🙂
“Was wünschen sich Mitarbeiter im Handwerk wirklich”
Die Ergebnisse der großen Studie von Jörg Mosler und
handwerk magazin
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